Great Glen Way – die erste Marathon-Etappe

Bin ich froh, dass wir nicht mit unseren Füßen schreiben. Dazu wären meine nämlich heute überhaupt nicht mehr in der Lage. Sie haben 42 Kilometer von Fort William bis nach Inverlochy hinter sich. Ich erspare euch eine ausführliche Beschreibung meiner verschiedensten Weh-wehchen. Nur so viel: meine Fußsohlen feiern eine Blasenparty. Aber alles halb so schlimm, denn ich feiere auch. Dieser Tag war anstrengend, aber unglaublich schön. Ich bin heute morgen um viertel vor Acht in Fort William gestartet. Mit dem Ben Nevis im Rücken ging es an den Caledonian Canal. Der Kanal wurde 21 Jahre lang gebaut und dann 1822 fertiggestellt. Er sollte Reisezeit verkürzen und die stürmische See, sowie feindliche Angriffe auf dem Meer vermeiden. Wirklich erfüllt hat der Kanal seine Aufgaben jedoch nie, da der Konstrukteur nicht damit gerechnet hatte, dass sich die Schiffe im 19. Jahrhundert so stark vergrößern würden.



Der Wanderweg verlief direkt neben dem Kanal und parallel zum River Lochy.  Die Sonne strahlte, kleine Yachten fuhren an mir vorbei, was will man mehr.

Mit dem Erreichen vom Dörfchen Gairlochy verabschiedete ich mich vom Canal und es folgte ein Waldweg direkt am Ufer des Loch Lochy entlang. In dem dritt tiefsten Loch Schottlands soll sich die kleine Schwester von Nessie aufhalten: Lizzie. Ich hab sie leider nicht entdecken können.


Der Wanderweg ist relativ einfach, aber eben sehr lang. Man läuft den ganzen Loch ab bis nach South Laggan, wieder ein Mini-Örtchen mit drei Häusern, das genau zwischen Loch Lochy und Loch Oich liegt. An dieser Stelle gabelt sich der Great Glen Way. Es gibt eine leichtere und eine schwierigere Route. Ich wollte natürlich die schwierigere Route nehmen. Einzige Komplikation – ich hatte mich dazu entschieden, als ich noch nicht wusste, wie sich 36 Kilometer in den Beinen anfühlten.  Aber nun gab es kein zurück mehr. Nach einer kleinen Verschnaufpause im Gras musste es weiter gehen. Ich versuchte mich an dem Weg mit seinem ganzen steilen Hoch und Runter zu erfreuen. Die Aussicht half ein bisschen, auch wenn ich Amputationsgedanken hegte.
Ich glaube die letzten Kilometer bis nach Inverlochy bin ich geschlichen.  Meine Karte sagte mir, dass es noch circa 1 Meile bis zu meiner Unterkunft waren, als ich den einzigen Pub Inverlochys zu Gesicht bekam. Ich schleppte mich zur Bar und bestellte mein geliebtes Crabbies, Edinburghs Ginger Beer. Es hat noch nie so gut geschmeckt.


Ich war nun seit 10 Stunden unterwegs und hatte insgesamt gerade mal knapp anderthalb Stunden Pause gemacht. Aber mit Crabbies im Blut, liefen sich die letzten Meter bis ins rettende Guesthouse fast schon wieder leichtfüßig. Und als dann noch Besitzer Andrew einen schottischen Akzent bei mir feststellte, konnte es keinen besseren Tag geben.

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